Vermehrtes Augenzwinkern und Blinzeln
Hat Ihr Kind Sehprobleme oder eine Tic Störung?
Wenn Kinder ungewöhnlich häufig mit den Augen zwinkern oder blinzeln, ist oft die erste Vermutung, dass das Kind schlecht sieht. Deshalb sind wir in unserer Augenarztpraxis vielfach die erste Anlaufstelle, wenn Eltern solche Symptome beobachten. In 90% der Fälle sind jedoch nicht die Augen Ursache für das Blinzeln. Vielmehr handelt sich meist um eine sogenannte Tic Störung. Sie zeigt sich in der Regel durch vermehrtes rasches Blinzeln mit beiden Augen, so wie schnelle Lidschläge hintereinander. Manchmal kann man auch beobachten, dass Kinder häufig Grimassen schneiden oder sich laufend räuspern. Dies können ebenfalls Symptome einer Tic Störung sein.
Um eine klare Diagnose zu stellen und eventuelle Sehstörungen oder andere Probleme mit den Augen auszuschließen, empfehlen wir, das Kind bei uns in der Orthoptik vorzustellen. Auch wenn wir Tic Störungen in unserer Praxis nicht behandeln, möchten wir Ihnen im Folgenden einige grundsätzliche Informationen über Tic-Störungen geben.
Vorsorge Kinderaugen
DIESE TIC STÖRUNGEN GIBT ES BEI KINDERN:
Man unterscheidet bei Tics zwischen motorischen und vokalen Tics, je nachdem, ob sie sich mit Bewegungen (motorisch) oder mit bestimmten Lauten (vokal) äußern:
Motorische Tics
einfache motorische Tics:
Augenblinzeln, Augenzwinkern, Gesichtsgrimassen, Mundöffnen, Augenrollen, Stirnrunzeln, Kopfschütteln, Kopfnicken, Schulterzucken, Zwerchfell-Tics, Bauch-Tics, Rumpf-Tics, Beinzucken
komplexe motorische Tics:
Hüpfen, Treten, Springen, Stampfen, Klopfen, Kreisen, Kratzen, Beißen, Schlagen
Vokale/phonetische Tics
einfache vokale Tics:
Räuspern, Hüsteln, Schnäuzen, Spucken, Grunzen, Bellen, übermäßig laute Geräusche beim Ein- und/oder Ausatmen.
komplexe vokale Tics:
Schreien, Summen, Pfeifen
EMPFEHLUNGEN FÜR ELTERN
Tic Störungen zählen zu den kindlichen Verhaltensstörungen und sind kein Grund zur Beunruhigung. In den meisten Fällen dauern sie zwischen 6 und 12 Wochen an und verschwinden dann von selbst wieder. Oder sie kommen und gehen bzw. treten nur in bestimmten Situationen auf. Eine chronische Verhaltensstörung liegt erst vor, wenn die Tics mehr als 12 Monate bestehen. Aber auch dann gehen die Symptome bei den meisten Kindern mit fortschreitendem Alter zurück. Wichtig ist zu verstehen, dass ein Kind dies nicht mit Absicht tut und es meist sogar selbst nicht bemerkt. Denn Tic Störungen sind unbewusst und werden über das vegetative Nervensystem ausgelöst. Deshalb kann ein betroffenes Kind das Blinzeln weder kontrollieren noch unterdrücken.
- Die Kinder sollten nicht ständig auf den Tic angesprochen und auch nicht aufgefordert werden, diesen zu unterdrücken. Denn dies könnte den Tic sogar verschlimmern.
- Wichtig ist, das Kind zu beobachten, um eine Idee zu bekommen, was der Auslöser sein könnte.
- Wenn Tics sich in Ruhephasen wie zum Beispiel beim Fernsehen, Lesen oder bei Müdigkeit bemerkbar machen, sollte man das nicht thematisieren, sondern für entspannte Ablenkung sorgen
Hält ein Tic über längere Zeit an oder tritt zunehmend häufiger auf, sollte das betreffende Kind beim Kinderarzt und gegebenenfalls einem Kinder-Neurologen vorgestellt werden. In den seltensten Fällen ist es jedoch nötig, die Tic Störung ärztlich zu behandeln.
URSACHE VON TIC STÖRUNGEN KANN ÜBERFORDERUNG SEIN
Was genau eine Tic Störung bei Kindern verursacht, ist bislang nicht bekannt. Allerdings ist sicher, dass dabei die genetische Veranlagung eine große Rolle spielt. Leidet also bereits ein anderes Familienmitglied unter einem Tic, steigt auch bei den Kindern das Risiko, eine solche Störung zu entwickeln. Die meisten betroffenen Kinder reagieren mit Tics, wenn sie sich gestresst oder überfordert fühlen. Das kann durch besondere schulische Anforderungen oder als zu stark empfundenen Leistungsdruck begründet sein. Aber auch durch „Freizeitstress“, wenn zum Beispiel das Tagesprogramm mit zu vielen Terminen für Hobbys etc. überladen ist und das Kind zu wenig unverplante Zeit für sich hat. Des weiteren können Probleme in der Familie Ursache für eine Tic Störung sein.
WELCHE KINDER SIND BETROFFEN?
Bei 10 bis 15% der Grundschüler tritt zeitweise eine Tic Störung auf, überwiegend bei Jungen und hauptsächlich im Alter zwischen 6 und 8 Jahren. In Ausnahmefällen können aber auch schon Zwei- bis Dreijährige einen Tic entwickeln. Meist handelt es sich um motorische Tics, bisweilen kann man aber auch unterschiedliche Tics gleichzeitig beobachten.
Tourette-Syndrom
Im Zusammenhang mit Tic Störungen fällt auch häufig der Begriff Tourette-Syndrom. Von einem Tourette-Syndrom spricht man jedoch nur, wenn motorische und vokale Tics mehrmals am Tag beziehungsweise immer wieder über eine Zeitspanne von mehr als einem Jahr auftreten. Das Tourette-Syndrom ist eher selten; in Deutschland haben es gerade mal ein Prozent der Bevölkerung.